Pausen in der Probe – mehr Erfolg durch Übepausen
Rechte Seite: Musiker*innen beim Spielen im Orchester. Text auf der Grafik (oben links lilafarben, unten links gelb) : ‚Pausen in der Probe – Mehr Erfolg durch Übepausen‘.
Pausen in der Probe

Pausen in der Probe – mehr Erfolg durch Übepausen

So verhinderst du, dass Proben zur Kraftprobe werden.

Dieser Artikel ist die Fortsetzung meiner Gedanken zur Blogparade #MeinePause und ein tieferer Einblick auf das, was im Alltag oft zu kurz kommt: der bewusste Umgang mit verschiedenen Pausenformen.

Hier findest du alle Informationen zur Blogparade #MeinePause. https://atemsinn.ch/mikropausen/blogparade-meine-pause/

In meiner Studienzeit hatte ich das große Glück, eine Zeit lang im Deutsch-Französischen Jugendorchester mitzuspielen. Ein großartiges Projekt, voller Energie – und wir mit voller Leidenschaft dabei. Aber – und das habe ich damals ziemlich schnell gemerkt – auch voller endloser Proben.

Der Ablauf war immer derselbe: Nach dem Frühstück ging es direkt los. Mittags gab es eine kurze Unterbrechung zum Mittagessen, abends das gleiche für das kurze Abendbrot (übrigens für unsere französischen Mitspieler eine regelrechte Challenge – denn in Frankreich wird meist am Abend warm gegessen!) – und danach noch einmal Probe bis spät in die Nacht.

Am Anfang waren wir alle hochmotiviert. Wir stürzten uns voller Elan in die Stücke, mit leuchtenden Augen und gespannter Aufmerksamkeit. Doch je länger die Tage dauerten, desto mehr schlug die Energie um. Wir wurden albern, kicherten über Kleinigkeiten. Wahrscheinlich unser Ventil, um irgendwie Druck abzulassen. Dem Dirigenten gefiel das natürlich überhaupt nicht.

Abends fiel nicht nur ich völlig erschöpft ins Bett. Eigentlich hätte ich gern noch mit den anderen zusammengesessen, gequatscht oder ein bisschen die Stadt erkundet. Aber es ging nicht mehr – wir waren einfach durch.

Und bei der abschließenden Aufführung? Da haben wir die Stücke fast nur noch mechanisch abgespult. Von Lebendigkeit und Spielfreude keine Spur mehr.

Damals ist mir klar geworden: So viel Probenzeit ohne richtige Pausen bringt uns nicht weiter.

Warum stundenlanges Durchspielen nicht funktioniert

Viele Musiker:innen glauben bis heute, dass langes Durchhalten und Spielen der Schlüssel ist. „Je mehr Zeit am Instrument, desto besser.“ Klingt logisch – ist es aber nicht.

Nach einer gewissen Zeit sinkt die Konzentration. Fehler schleichen sich ein, die man in der Müdigkeit gar nicht mehr bemerkt. Genau diese Fehler prägen sich dann ein. Der Körper sackt zusammen, die Schultern verspannen sich, der Kopf schaltet ab. Und je länger man trotzdem weitermacht, desto frustrierender wird es.

Effektives Proben bedeutet also nicht: möglichst lange durchhalten. Sondern: den richtigen Rhythmus zwischen Arbeiten und Pausieren finden.

Der BRAC-Rhythmus: unser innerer Taktgeber

Die Forschung bestätigt, was wir eigentlich alle spüren:

Unser Körper arbeitet in unterschiedlichen Phasen – genauer gesagt im sogenannten BRAC-Rhythmus (Basic Rest-Activity Cycle).

Etwa 90 Minuten lang können wir konzentriert und effizient arbeiten. Danach verlangt der Körper nach Regeneration.

Wer diese innere Uhr ignoriert, übt irgendwann nur noch gegen sich selbst an. Wer sie berücksichtigt, kann über den ganzen Tag hinweg deutlich entspannter und gleichzeitig effektiver proben.

Drei Arten von Pausen

Das Gute ist: Pausen müssen gar nicht lang sein, um Wirkung zu zeigen. Entscheidend ist, dass man sie bewusst einsetzt.

In Ensembles ist das manchmal leichter gesagt als getan. Aber genau da lohnt es sich.

Heute haben manche Jugendorchester das sogar schon fest eingeplant: Beim Sächsischen Landesjugendorchester zum Beispiel wird mein Dispokinesis-Kollege Herbert Bayer engagiert, der mit den Musiker:innen gezielt regenerative Übungen macht. Das ist gelebte Probenkultur im besten Sinne.

Qualität schlägt Quantität

Wenn ich an meine Jugendorchesterzeit zurückdenke, erinnere ich mich nicht an die vielen Stunden im Probenraum. Ich erinnere mich vor allem daran, wie erschöpft ich war – und wie sehr mir Pausen gefehlt haben.

Heute weiß ich: Weniger wäre mehr gewesen.

Nicht die Menge der Proben entscheidet, sondern wie konzentriert und präsent man in ihnen ist.

Und genau das gelingt, wenn Pausen ein fester Bestandteil des Probenplans sind.

Fazit: Gezielte Proben-Pausen helfen effektiver zu arbeiten

Wenn du deine nächste Probenphase planst – egal ob allein oder im Ensemble – dann nimm Pausen bewusst mit ins Programm:

  • Minipausen helfen, zwischendurch kurz die Spannung rauszunehmen.
  • Kurze Pausen bringen den Kopf und die Muskeln zurück in Balance.
  • Längere Pausen geben dir die Energie, die du für den Rest des Tages brauchst.
  • Und denk an den BRAC-Rhythmus: Nach 90 Minuten ist Zeit für Regeneration.

Pausen sind kein Luxus und auch kein Zeichen von Schwäche. Sie sind die Basis dafür, dass wir Musik mit Freude, Energie und Ausdruck spielen können – bis zum allerletzten Ton.

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