Komponistinnen vorgestellt: Wilhelmine von Bayreuth
Wilhelmine von Bayreuth
Wilhelmine von Bayreuth

Wilhelmine von Bayreuth

(* 3. Juli 1709 in Berlin; † 14. Okt. 1758 in Bayreuth)

Von den Kompositionen von Wilhelmine von Bayreuth sind heute nur wenige Werke erhalten. Ihr Leben widmete die preußische Königstochter fast ausschließlich der Kunst. So wurde auch das Opernhaus in Bayreuth, heute Weltkulturerbe, unter ihrem Auftrag errichtet.

Leben

Wilhelmine war die Tochter des Königs Friedrich Wilhelm I. von Preußen, des sog. „Soldatenkönigs“ und der Königin Sophie Dorothea. Sie wurde als Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen geboren. Sie ist die älteste Schwester von Friedrich dem Großen. Schon in Kinderjahren bekam sie eine umfassende musikalische Ausbildung und lernte Cembalo und Laute spielen. Der Unterricht fand dabei teilweise auch gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Friedrich statt.

„Rien ne me fait plus de plaisir qu’un bell Opera mes oreilles comuniquent les doux accsens de la voix jusqu au fond de mon Coeur.” („Nichts bereitet mir mehr Vergnügen als eine schöne Oper. Die lieblichen Klänge der menschlichen Stimme dringen mir mitten ins Herz.“)

Brief Wilhelmines an Friedrich II., Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, BPH Rep 46 W 17, Bd. II,3, fol. 33 recto. Quelle

Zahlreiche Briefe zwischen Wilhelmine und Friedrich sind noch erhalten. Diese zeigen die enge Bindung zwischen den Geschwistern. Vor allem durch die gemeinsame Liebe zur Musik. So musizierten die beiden oft gemeinsam und Wilhelmine begleitete ihren Flöte spielenden Bruder mit dem Cembalo oder der Laute.

Überliefert ist, dass Wilhelmines Kindheit von traumatischen Erlebnissen geprägt war. So berichtete sie von Misshandlungen durch ihre Erzieherin, von der sie bis 1721 unterrichtet wurde.

Einfluss in Bayreuth

Einen Einschnitt in Wilhelmines Leben stellte der Fluchtversuch ihres Bruders dar. Als Reaktion auf die Unterstützung ihres Bruders dabei wurde Wilhelmine ein Jahr lang in ihren Gemächern eingesperrt. 1731 wurde Wilhelmine dann mit dem Erbprinzen Friedrich von Bayreuth zwangsverheiratet. Ihr einziges Kind, Tochter Elisabeth Friederike Sophie, kam am 30. August 1732 zur Welt. Sie traf mit ihrem Mann aber auf einen Seelenverwandten: Ihr Ehemann teilte ihre Liebe zur Musik und Kunst und spielte – wie ihr Bruder – Flöte. Dass Wilhelmine durchaus Zuneigung für ihren Ehemann empfunden haben musste, lässt sich auch an dem Umstand ersehen, dass sie die Mätresse ihres Mannes an einen österreichischen Grafen verheiratete.

Das Markgrafenpaar hat das Leben am Bayreuther Hof komplett umgewandelt: Sie drängten den pietistischen Einfluss zurück und ließen die höfische Festkultur wieder aufleben.

Ab 1734 nahm Wilhelmine von Bayreuth Unterricht in Komposition, Tonsatz und Generalbass. Ebenso lernte sie in dieser Zeit, Violine zu spielen. Und bekam für kurze Zeit Gesangsunterricht. Sie begann, die ersten eigenen Werke zu komponieren. Von diesen sind heute aber nur wenige überliefert. Ende 1737 übernahm sie zudem die Leitung der Hofmusik.

Ihr Einfluss in die Kunstwelt von Bayreuth ist bis heute sichtbar. Denn im Rahmen ihrer Tätigkeit als Mäzenin ließ sie u.a. das Opernhaus errichten, das 1749 anlässlich der Hochzeit ihrer Tochter eingeweiht wurde. Dieses zählt heute zum Weltkulturerbe. Wilhelmine leitete ebenso zwanzig Jahre lang die Bayreuther Oper.

Neben der Musik interessierte sich Wilhelmine von Bayreuth auch für die bildende Kunst, Literatur und weitere Künste. Um die Künste miteinander zu verbinden, gründete sie 1756 die Kunstakademie. Die von ihr gesammelten Kunstwerke, vor allem die antiken Stücke, bildeten den Grundstock der Berliner Antikensammlung.

Werke

Die Musik ihrer Oper „Argenore“ enthüllt uns Wilhelmine als eine ambitionierte, kenntnisreiche und sorgfältig gestaltende Komponistin: Die handwerklich solide und affektisch differenzierte Ausarbeitung der bemerkenswert groß dimensionierten und mit virtuosem Koloraturenwerk prunkvoll ausgestatteten Arien beeindruckt ebenso wie die deklamatorisch präzise und harmonisch anspruchsvolle Gestaltung der Rezitative.

Wolfgang Hirschmann 1995 im Vorwort zur gedruckten Ausgabe der Argenore-Partitur, Quelle.

Von Wilhelmines Werken sind heute leider nur wenige erhalten geblieben. Viele sind vermutlich beim Brand des Bayreuther Schlosses 1753 zerstört worden.

Eine Sonate für Flöte und Generalbass in a-moll entstand vermutlich Anfang der 1730er Jahre. Darüber hinaus ist noch die dreiaktige Oper „Argenore“ erhalten, deren man autobiographische Züge nachsagt. So handelt sie von einem unbarmherzigen Vater und einer Zwangsheirat dessen Tochter.

Die Urheberschaft für ein Cembalokonzert sowie zweier Arien für die Festa teatrale „L’Uomo“ wird inzwischen angezweifelt.

Quellen:

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