
Wer mittags nicht pausiert, probt abends auf dem Zahnfleisch
Es war Mittwoch, kurz vor sechs.
Ich hatte gerade vier Stunden unterrichtet, danach noch schnell was für die Ensemble-Probe vorbereitet – und dann saß ich da.
Klar, ich spielte. Irgendwie.
Aber während meine Finger die Töne trafen, war ich geistig längst woanders. Mein Kopf matschig, die Gedanken zerfasert. Ich fühlte mich wie durchgekaut.
Und das, obwohl der Tag noch gar nicht vorbei war.Das war der Moment, in dem mir klar wurde:
Ich hatte meine Mittagspause mal wieder geopfert.
Für Mails. Für Orga. Für irgendwas, das sich in dem Moment dringender anfühlte – aber in Wahrheit nur eins war: eine Einladung zum Energieabsturz
Mittagspause? Ja bitte! Aber richtig.
Kennst du das?
Da hat man sich fest vorgenommen, mittags mal durchzuatmen, was Gesundes zu essen, vielleicht sogar kurz rauszugehen – und was passiert?
Du isst zwischen zwei Unterrichtseinheiten schnell irgendetwas, scrollst nebenbei durch Nachrichten, planst gedanklich schon den Nachmittag – und zack, ist die Mittagspause rum.
Und du fühlst dich danach? Müde. Unkonzentriert. Vielleicht sogar ein bisschen leer.
Willkommen im Club.
Aber: Das muss nicht so bleiben. Und genau darum geht’s in diesem Artikel.
Dein Körper ist nicht für Dauerbetrieb gemacht
Wir Musiker:innen sind oft Meister:innen im Durchhalten. In der Probe, beim Üben, auf der Bühne sowieso.
Aber unser Körper hat andere Pläne.
Er folgt bestimmten Rhythmen – z. B. dem sogenannten BRAC-Rhythmus. Der sorgt dafür, dass wir etwa alle 90 Minuten eine Pause brauchen, weil danach unsere Leistungsfähigkeit kurzzeitig abfällt. Und mittags wird’s richtig ernst: Zwischen 11 und 13 Uhr ist laut TCM Herzzeit. Heißt: Wir sollten runterfahren. Entspannen. Uns stärken – körperlich und seelisch.
Aber genau da hetzen viele von uns weiter durchs Programm. Mit dem Ergebnis: Die zweite Tageshälfte wird zäh. Die Konzentration rauscht ab. Der Stresspegel steigt.
Mehr zum BRAC-Rhythmus findest du hier: https://www.schneppat-music.de/dein-tag-hat-seinen-eigenen-takt-nutze-ihn/
Und zur Organuhr gibt es hier mehr zu lesen: https://www.schneppat-music.de/anti-corona-challenge-tag-3-die-organuhr/
Pausenqualität statt Pausenquantität
Viele denken: Wenn ich eh keine Stunde frei habe, bringt’s ja eh nix.
Falsch gedacht.
Schon 30 Minuten gut genutzte Mittagspause können dein Energielevel für den Rest des Tages retten – wenn du ein paar Dinge beachtest. Besser ist natürlich: sogar mehr als eine halbe Stunde Pause. Denn dann kannst du wirklich runter fahren.
Was eine gute Mittagspause ausmacht – vor allem für uns Musiker:innen
1. Essen, das dich wirklich nährt – nicht nur satt macht
Heißt: Kein Schnell-im-Stehen-Brötchen. Sondern eine kleine Mahlzeit, die du in Ruhe isst. Am besten ohne Bildschirm und ohne Hektik.
Und wenn du kannst: iss in Gesellschaft. Herzzeit, weißt du noch?
2. Körper in Bewegung bringen
Wir sitzen so viel – beim Üben, Unterrichten, Fahren. Also: Beweg dich.
Ein paar Minuten frische Luft, eine kleine Runde um den Block, ein paar Dehnübungen. Es muss kein Workout sein. Hauptsache: raus aus dem Stuhl-Modus.
3. Atmen. Und zwar bewusst.
Schon fünf Minuten bewusstes Atmen senken dein Stresslevel. Einfach mal die 4-7-11-Methode probieren: 4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden halten, 11 Sekunden ausatmen. Ja, das wirkt. Und nein, das ist kein esoterischer Kram.
4. Digital Detox light
Weg mit dem Handy. Nicht auf Nachrichten antworten. Kein Scrollen. Keine Mails.
Dein Nervensystem braucht echte Unterbrechung. Nicht Ablenkung.
Und wenn’s mal wirklich keine halbe Stunde Pause gibt?
Dann bau dir Mini-Rituale:
- Zwei Minuten Augen schließen und atmen.
- Einmal den Körper durchbewegen.
- Einen Apfel mit Genuss essen – und sonst nix tun dabei.
Klingt banal? Ist aber wirksam.
Denn es geht um das Prinzip: Regelmäßige, bewusste Unterbrechungen.
Warum das alles so wichtig ist – gerade für uns Musiker:innen
Unsere Arbeit verlangt nicht nur körperlich viel, sondern auch emotional. Wir geben oft mehr, als uns bewusst ist. Ohne echte Pausen erschöpft das auf Dauer.
Was du mit einer gut gestalteten Mittagspause erreichst:
- Mehr Konzentration am Nachmittag
- Weniger Reizbarkeit und Gereiztheit
- Weniger Heißhunger auf Süßes oder Koffein
- Und auf Dauer: mehr Resilienz im Alltag
Fazit: Die Mittagspause ist kein Luxus – sie ist ein Schutzraum
Und ganz ehrlich: Sie ist auch ein Statement.
Nämlich das Statement, dass du dich und deinen Körper ernst nimmst.
Dass du bereit bist, Verantwortung für deine Energie zu übernehmen.
Und dass du raus willst aus dem Gefühl, immer nur zu funktionieren.
Also: Wie sieht deine nächste Mittagspause aus?
Und was brauchst du, damit sie dich wirklich stärkt?
Und falls du mehr in das Thema rein lesen möchtest: Ich habe ein E-Book zum Thema geschrieben. Hier kannst du es kaufen: https://myablefy.com/s/Ute-GabrielaSchneppat/stressfrei-durch-den-alltag-mit-bio-rhythmen-workbook-3b253436
Wenn du mehr über die Flöte, die Flötenmusik, Musikergesundheit erfahren oder einfach nur weiter mit mir in Kontakt bleiben möchtest, melde dich bei meinem Newsletter an!