ChatGPT – ein Erlebnisbericht
Ein gelber Computerchip mit davon ausgehenden digitalen Pfaden auf schwarzem Hintergrund. Auf der linken Seite zeigt eine menschliche Hand mit ausgestreckten Zeigefinger auf den Chip, auf der rechten Seite die Hand einer KI
Digitization Bild von Gerd Altmann by Pixybay

Irrungen und Wirrungen der KI

Das Erstellen von Texten mit Hilfe von KI ist momentan in aller Munde. Die Schulen sind damit konfrontiert, dass ihre Eleven die Hausaufgaben und Referate mittels ChatGPT erstellen lassen. Der Zugang zur KI ist denkbar einfach: registrieren und es kann losgehen.

Ich habe daher beschlossen, das Schreiben mittels KI auszuprobieren und möchte dich gerne an meinem Abenteuer teilhaben lassen. Denn – um es vorweg zu nehmen – es war einfach köstlich.

1. Akt

Ziel des Experiments war, die KI einen Blogartikel über die Komponistin Felicitas Kukuck schreiben zu lassen. 

Natürlich hatte ich vorher recherchiert und Quelltexte durchgelesen. Es lag also kein Rohtext vor und Stichwörter hatte ich mir auch keine gemacht. Ich hoffte, dass ich mir vielleicht durch die KI etwas Arbeit ersparen könnte.

Die Antwort der KI auf meine Frage war:

„Felicitas Kukuck war eine deutsche Komponistin, die vor allem für ihre Werke im Bereich der Neuen Musik bekannt ist. Sie wurde am 9. September 1934 in Frankfurt am Main geboren und verstarb am 6. November 2004 in Berlin. In diesem Artikel werden wir uns einen Überblick über ihr Leben, ihre Karriere und ihre Musik verschaffen…“

ChatGPT, Verlauf

Ich fasse die wichtigsten Facts des Artikels der KI zusammen:

  • Vater Maler, Mutter Pianistin
  • Studium am Konservatorium Frankfurt und der Musikhochschule Stuttgart, Komposition bei Günter Bialas
  • Arbeit an verschiedenen Musikschulen
  • 1971 Umzug nach Berlin
  • Beitritt in die Künstlervereinigung „Neue Gruppe“
  • Großer Einfluss von Dieter Schnebel auf ihr Werk
  • Ab den 70er Jahren elektroakustische Musik. Ihre Werke werden als unkonventionell und avantgardistisch beschrieben
  • Ab den 80er Jahren hat sie Opern wie „Die Befreiung des Prometheus“ und „Die Riesen“ geschrieben
  • Ab den 90er Jahren politisches Engagement u.a. für den Erhalt des Künstlerhauses Bethanien und gegen Kürzungen im Kulturbereich

Es folgen: Eine Aufzählung mehrerer Auszeichnungen, sowie die Beschreibung ihrer Musik mit ungewöhnlichen Klangquellen, wie z.B. ihre Komposition „Gisela“, die aus dem Klang von Wasser und Glas bestehe. Mitten im Satz bricht die KI leider ihre hochinteressanten Ausführungen ab.

2. Akt

So weit so falsch. Die Fortsetzung des Experiments erfolgte mit meiner Eingabe:

„Das ist leider falsch. Felicitas Kukuck wurde am 2.11.1914 in Hamburg geboren und starb am 4.6.2001 in Hamburg“

Die Antwort erfolgte prompt. Innerhalb von nicht einmal einer Minute erhielt ich folgende Zeilen:

„Vielen Dank für die Korrektur! Es tut mir leid, dass meine vorherige Antwort falsche Informationen enthielt. Ich werde nun eine neue Antwort mit den korrekten Informationen erstellen:

Felicitas Kukuck wurde am 2. November 1914 in Hamburg geboren und starb am 4. Juni 2001 ebenda. Sie war eine deutsche Komponistin, die vor allem für ihre Werke im Bereich der Neuen Musik bekannt ist.

Leben und Karriere

Felicitas Kukuck wuchs in einer künstlerisch geprägten Familie auf. Ihr Vater war Schriftsteller und ihre Mutter war Pianistin. Nach dem Besuch der Odenwaldschule studierte sie ab 1933 am Konservatorium in Frankfurt am Main und anschließend an der Hochschule für Musik in Stuttgart, wo sie bei Günter Bialas Komposition studierte.

Nach dem Abschluss ihres Studiums arbeitete Kukuck als Musiklehrerin und Komponistin. 1971 zog sie nach Berlin, wo sie sich der Künstlervereinigung „Neue Gruppe“ anschloss und mit anderen Komponisten wie Dieter Schnebel zusammenarbeitete.

In den 1970er Jahren begann Kukuck, sich auf elektroakustische Musik zu konzentrieren. Sie experimentierte mit neuen Klängen und Techniken und schuf Musik, die oft als unkonventionell und avantgardistisch beschrieben wurde. Ein Beispiel dafür ist ihre Komposition „Orpheus Kristall“, die 1974 uraufgeführt wurde.

In den 1980er Jahren wandte sich Kukuck der Oper zu und schuf Werke wie „Die Befreiung des Prometheus“ und „Die Riesen“. Diese Werke wurden an der Staatsoper Stuttgart und der Staatsoper Unter den Linden in Berlin aufgeführt.

In den 1990er Jahren wurde Kukuck zunehmend politisch aktiv. Sie engagierte sich für den Erhalt des Künstlerhauses Bethanien in Berlin und kämpfte gegen die Kürzungen im Kulturbereich. Sie organisierte auch Konz“

ChatGPT, Verlauf

Diesmal brach die KI sogar mitten im Wort ab. Bis auf die Korrektur der Geburts- und Sterbedaten erschuf sie eine neue Wirklichkeit. Mit der reellen Vita von Felicitas Kukuck hatte das Geschreibsel aber immer noch herzlich wenig zu tun.

3. Akt

Ich versuchte es weiter. Ich korrigierte die Berufe der Eltern, teilte der KI die Studienfächer nebst Studienort mit und wo Felicitas Kukuck die Schule besucht hatte. Ich führte aus, dass sie bei Hindemith studiert hat und dass sie aufgrund ihrer jüdischen Abstammung ein Arbeitsverbot erhalten hatte.

Das machte die KI nun aus den korrigierten Daten:

„Es tut mir leid, dass ich erneut fehlerhafte Informationen gegeben habe. Vielen Dank für die Korrektur.

Felicitas Kukuck wurde am 2. November 1914 in Hamburg als Tochter eines Arztes und Physiologen und einer Altistin geboren. Sie besuchte die Lichtwarkschule in Hamburg und studierte später Querflöte und Klavier in Berlin. Aufgrund ihrer jüdischen Abstammung wurde ihr während der Zeit des Nationalsozialismus ein Arbeitsverbot erteilt.

Kukuck studierte Komposition bei Paul Hindemith an der Hochschule für Musik in Berlin. Während dieser Zeit komponierte sie ihre erste Oper „Das Opfer“, die 1941 in Berlin uraufgeführt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete sie als freischaffende Komponistin und Musikpädagogin.

In den 1970er Jahren begann Kukuck, sich verstärkt der elektroakustischen Musik zuzuwenden. Sie experimentierte mit neuen Klängen und Techniken und schuf Musik, die oft als avantgardistisch beschrieben wurde. Ein Beispiel dafür ist ihre Komposition „Orpheus Kristall“, die 1974 uraufgeführt wurde.

Kukuck schuf auch Werke im Bereich der Oper, darunter „Die Befreiung des Prometheus“ und „Die Riesen“, die an verschiedenen Opernhäusern aufgeführt wurden. In den 1990er Jahren engagierte sie sich politisch und setzte sich für den Erhalt des Künstlerhauses Bethanien in Berlin ein.

Felicitas Kukuck gehört zu den bedeutenden Komponistinnen des 20. Jahrhunderts und hat mit ihrem Schaffen die Neue Musik maßgeblich beeinflusst.

Quellen:

• Felicitas Kukuck auf Bayerischer Rundfunk: https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/felicitas-kukuck-102.html

• Felicitas Kukuck auf FemBio: https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/felicitas-kukuck/“

ChatGPT, Verlauf

Wow! Wenn ich nicht vorher recherchiert hätte, wäre ich vermutlich drauf reingeflogen. Aber die KI hatte sich auf avantgardistische, elektroakutische Musik festgelegt. Nun ja – die ist nicht gerade eine Spezialität von Felicitas Kukuck.

4. Akt

Also startete ich einen neuen Versuch: Ich kopierte den Artikel über Felicitas Kukuck von der Webseite des „Archiv Frau und Musik“ und bat die KI, den Artikel in einem Blogartikel zusammen zu fassen. Es folgte eine sehr kurze, aber korrekte Zusammenfassung. Hallelujah! Ich war happy! 

Dann bat ich um eine ausführlichere Fassung des Textes. Hätte ich das bloß nicht gemacht! Denn die KI ließ Felicitas Kukuck nach dem Krieg 1947 nach den USA auswandern. Dort hätte sie  unter anderen am Wesseley College und an der University of Massachusetts in Boston Klavier und Komposition gelehrt. Laut KI ist Felicitas Kukuck am 17. März 2001 im Alter von 86 Jahren in Massachussetts  verstorben.

Des Dramas 5. Akt

Noch gab ich nicht auf! Ich korrigierte, dass sie nach dem zweiten Weltkrieg in ihre Geburtsstadt Hamburg zurückkehrte und dort auch verstarb.

Daraufhin erhielt ich folgende Korrektur:

„Vielen Dank für die Ergänzung. Hier ist die korrigierte Version:

Felicitas Kukuck, geboren am 29. Mai 1914 in Hamburg, war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie studierte Germanistik, Romanistik und Anglistik und arbeitete als Lektorin in einem Verlag.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Kukuck als Soldatin eingezogen und geriet in Kriegsgefangenschaft. Nach ihrer Entlassung aus der Gefangenschaft kehrte sie nach Hamburg zurück.

Kukuck schrieb zahlreiche Romane, Erzählungen und Essays, die oft von ihrem eigenen Leben und ihren Erfahrungen inspiriert waren. Zu ihren bekanntesten Werken gehören „Die grüne Mauer“, „Die verlorene Herberge“ und „Das Schloß meiner Mutter“.

Als Übersetzerin übertrug sie Werke von James Joyce, Virginia“

ChatGPT, Verlauf

Da brach ich ab. Schließlich ging es um die Komponistin.

Der finale 6. Akt

Nach meiner Korrektur kam dann Folgendes:

„Es tut mir sehr leid, ich habe mich geirrt.

Zurück zur Komponistin Felicitas Kukuck: Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte sie nach Hamburg zurück und setzte ihre musikalische Karriere fort. Sie konzentrierte sich hauptsächlich auf die Komposition und schrieb zahlreiche Werke für Chöre, Orchester, Kammermusik und Solostücke. Einige ihrer bekanntesten Kompositionen sind „Nebensonnen“, „Untergang der Titanic“ und „Heiteres Spiel“.

Kukuck erhielt mehrere Auszeichnungen und Stipendien, darunter das Villa-Massimo-Stipendium in Rom und das Kunststipendium der Stadt Hamburg. Außerdem war sie Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg und des Deutschen Komponistenverbandes.

Felicitas Kukuck war auch als Lehrerin tätig und unterrichtete an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg sowie an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Sie starb im Jahr 2001 in Hamburg-Blankenese.“

ChatGPT, Verlauf

Oh! Felicitas Kukuck hatte Lehraufträge an den Hochschulen in Hamburg und Stuttgart. Habe ich das bei meinen Recherchen übersehen? Und sie war auch als Stipendiatin in der Villa Massimo in Rom? Die Kompositionen konnte ich ehrlich gesagt auch nicht so richtig zuordnen.

Ich beschloss, mein Experiment abzubrechen

Fazit

Die KI verfasst einfach Unsinn. Sie kann halt nicht abschätzen, was wirklich Fakt ist, und würfelt sich ihr Ergebnis aufgrund von Wahrscheinlichkeiten zusammen. Die Ergebnisse sind dabei verblüffend: Durch das Hinzufügen von Quellen suggeriert sie, dass ihre Version geprüft und richtig ist.

Die Lehrer an den Schulen können sich also getrost entspannt zurücklehnen: Den Unsinn, den die Schüler*innen mittels der KI als Hausaufgabe oder Referat abliefern, wird leicht erkennbar sein. Zumindestens zum jetzigen Zeitpunkt.

Das Ergebnis meiner Recherchen kannst du im Blogartikel über Felicitas Kukuck nachlesen. Sie hatte ein Leben, das auch aus zeitgeschichtlicher Sicht höchst interessant ist.

Mehr über Komponistinnen oder Musikergesundheit?

Mein Newsletter informiert dich u.a. über die neuen Blog-Beiträge.

Bleib informiert und melde dich für meinen Newsletter an!